Der Josef-Pieper-Preis

Der Josef Pieper Preis wird alle fünf Jahre an Philosophen vergeben, die sich durch herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet des europäischen Denkens auszeichnen.
Bisherige Preisträger sind:

2004: Charles Taylor

Taylor 2014 iCharles Taylor ist emeritierter Professor für Philosophie an der McGill University in Montreal und einer der einflussreichsten Sozialphilosophen der Gegenwart. Geboren 1931 in Kanada, studierte er an der McGill University und an der Universität Oxford, wo er 1961 seinen Ph.D. erwarb. Danach kehrte er nach Montreal zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung politische Philosophie. Er hat bahnbrechende Studien vorgelegt, u.a. zu Hegel sowie zum Kommunitarismus, Säkularismus und Multikulturalismus.
In seinem Hauptwerk Quellen des Selbst (Sources of the self, 1989, dt. 1994) rekonstruiert Taylor die für das menschlichen Selbst- und Weltverständnis konstitutiven moralischen Quellen der Neuzeit. Ihre Leugnung macht er für die Fehlentwicklungen der Moderne verantwortlich und fordert deshalb, sie zurückzugewinnen. Weitere zentrale Werke sind Das Unbehagen an der Moderne (The Malaise of Modernity, 1991, dt., 1995) und Ein säkulares Zeitalter (A secular Age, 2007).
Charles Taylor nahm Gastprofessuren u.a. an den Universitäten von Oxford, Princeton, Berkeley, an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt und der Hebrew University Jerusalem wahr. 1997 erhielt er den Hegel-Preis der Stadt Stuttgart und 2007 den Templeton-Preis (für Ein säkulares Zeitalter), 2008 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Kyoto-Preis ausgezeichnet, der als „Philosophie-Nobelpreis“ gilt. Charles Taylor war zudem Mitglied der britischen Labour-Partei und kandidierte für das kanadische Unterhaus.

Laudatio auf den Preisträger von Prof. Dr. Ludwig Siep, Münster
Dankesrede von Prof. Dr. Charles Taylor

2009: Remi Brague

Brague 2009 iRemi Brague war seit 1991 Professor für Philosophie des Mittelalters an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne in Paris.Daneben war von 2002 bis 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie der Religionen Europas (Guardini-Lehrstuhl) an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist Honorarprofessor für Religionsphilosophie und Mitglied des Instituts für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz.
Brague wurde 1947 in Paris geboren, studierte Philosophie und klassische Sprachen und nach seiner Promotion im Jahr 1976 mittelalterliches Hebräisch und Arabisch. 1986 wurde er zum Doktor der Literatur promoviert. Bragues Forschungen gelten einer vergleichenden Ideengeschichte der antiken und mittelalterlichen Kulturen. Er untersucht die Wurzeln des mittelalterlichen Denkens in den Traditionen der Antike und in religiösen Quellen. Er befasste sich dabei mit dem kosmologischen Rahmen der vormodernen Anthropologie und Ethik, der Bedrängnis als Welterfahrung und der Notwendigkeit einer metaphysischen Begründung für die Moral. Seine wichtigsten Schriften sind Europa, eine exzentrische Identität (Europe, la voie romaine, 1992, dt. 1993), Weisheit der Welt. Kosmos und Welterfahrung im westlichen Denken (La sagesse du monde, 1999, dt. 2006) und Sur la religion (2018). 2012 wurde er von der „Vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ mit dem Joseph-Ratzinger-Preis ausgezeichnet.

Laudatio auf den Preisträger von Prof. Dr. h.c. mult. Hans Maier, München
Dankesrede von Prof. Dr. Remi Brague

2014: Rüdiger Safranski

Safranski 2014Rüdiger Safranski ist Literaturwissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller. Er wurde 1945 in Rottweil geboren, studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Anschließend war er wissenschaftlicher Assistent, Herausgeber und Redakteur der Berliner Hefte, Dozent in der Erwachsenenbildung und ist seit 1986 freier Autor. Seit 1994 ist er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und seit 2001 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.Von 2002 bis 2012 moderierte er zusammen mit Peter Sloterdijk das Philosophische Quartett im ZDF. Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin bestellte ihn 2012 zum Honorarprofessor am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften.
Safranskis Studien, die regelmäßig auf den Bestsellerlisten erscheinen, gelten Schpoenhauer, Heidegger und Nietzsche, ferner Goethe, Schiller, Hölderlin oder E.T.A. Hoffmann. Von der Neuen Zürcher Zeitung wurde er als „Meister der geisteswissenschatlichen Biographien“ bezeichnet. Zu seinen wichtigsten Schriften gehören Ein Meister aus Deutschland. Heidegger und seine Zeit (1994), Schiller oder die Erfindung des Deutschen Idealismus (2004) und Romantik. Eine deutsche Affäre (2007). Für sein in zahlreiche Sprachen übersetztes Werk wurde er u.a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2014), mit dem Ludwig-Börne-Preis (2017) und dem Deutschen Nationalpreis (2018) ausgezeichnet

Laudatio auf den Preisträger von Prof. Dr. h.c. mult. Hans Maier, München
Dankesrede von Rüdiger Safranski

2019: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

Gerl Falkovitz 2019 iHanna-Barbara Gerl-Falkovitz war von 1993 bis 2011 Professorin für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft an der Technischen Universität Dresden. Seit 2011 leitet sie das neu gegründete Institut EUPHRat („Europäisches Institut für Philosophie und Religion“) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz. Sie studierte Philosophie, Germanistik und Politische Wissenschaften in München und Heidelberg und wurde 1970 bei Ernesto Grassi zum Dr. phil. promoviert. Im Jahr 1979 habilitierte sie sich über die italienische Renaissancephilosophie. Anschließend war Gerl-Falkovitz u.a. Studienleiterin auf der Burg Rothenfels und Professorin für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Weingarten.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Religionsphilosophie des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere bei Edith Stein und Romano Guardini. Schwerpunkt ihrer Forschungen sind die Anthropologie der Geschlechter, die theologische Grundlegung der Neuzeit, Cusanus, sowie die Phänomenologie.
Zu ihren wichtigsten Schriften zählen Romano Guardini 1885–1968 (1985), Unerbittliches Licht. Edith Stein – Philosophie, Mystik, Leben (1991), Die zweite Schöpfung der Welt. Sprache, Erkenntnis, Anthropologie in der Renaissance (1994), Verzeihung des Unverzeihlichen? Ausflüge in Landschaften der Schuld, der Reue und der Vergebung (2007), Frau – Männin – Menschin. Zwischen Feminismus und Gender (2009). 2021 wurde sie von der Fondazione Vaticana mit dem Joseph-Ratzinger-Preis ausgezeichnet, 2022 mit dem päpstlichen Silvesterorden.

Laudatio von Prof. Dr. Berthold Wald, Paderborn
Dankesrede von Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

Verleihung des Josef-Pieper-Preises am 24.11.2019

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